Ablauf Kreditgeschäft

2. Beurteilung des Kreditgesuchs


Bonität

Die Bonitätsprüfung

Jede Bank geht mit der Vergabe eines Kredites gewisse Risiken ein, da ein

asymmetrisches Chancen/Risiken-Profil zwischen Fremdkapitalnehmer und –geber

besteht. Die Chancen des Gläubigers sind auf die Höhe des Zinssatzes beschränkt,

das Verlustpotenzial hingegen ist nach unten offen. Gemäss Volkart1 enthalten

Fremdkapitalkontrakte daher stets ein Optionselement. Die Bank als Gläubiger ist in

der Short-Position, der Schuldner in der Long-Position. Der FK-Nehmer hat die

Option, die Zinsen und den Kredit zu bezahlen resp. zu tilgen oder eben nicht. Aus

diesem Grund verlangen die Banken nebst des üblichen Zinssatzes noch ein

Risikoentgelt, das sich als Optionsprämie interpretieren lässt. Die Bonitätsprüfung hat

zum Ziel, solche Kreditausfälle aufgrund genauer Untersuchungen über den

Schuldner so gering wie möglich zu halten. Dabei fallen immer wieder die drei

Begriffe wie Kreditwürdigkeit, Kreditfähigkeit und Kreditsicherheiten an.

Das Vorgehen einer Bonitätsprüfung in der Praxis kann sehr unterschiedlich

ausfallen. Dennoch gibt es ein System, das meist in irgendeiner Form enthalten ist:

die "5 C's". Daneben gibt es in der neueren Schweizer Praxis eine Methode, die auf

die Schwerpunkte Management, Märkte und finanzielle Entwicklung fokussiert2.


Character:
guter Ruf, Reputation, bisherige Kreditgeschichte
Capacity:
rechtliche und wirtschaftliche Fähigkeit, Kredit zu nehmen. Statuten, Unterschriftenregelung. Genügend Cash Flow für Kreditrückzahlung
Collateral:
interne und externe Kreditsicherheit; erzeugt der Bank Kosten: Bewertung und Überwachung der Sicherheiten, Verwahrung, Liquidation
Capital:
vorliegende Kapitalstruktur; mehr EK signalisiert Vertrauen in Zukunft der Firma
Condition:
Wirtschaftliche Umstände im Hinblick auf die Rückzahlung des Kredits: 1. Cash Flow, 2. Verkauf von Aktiven, 3. Kapitalerhöhung, 4. andere Kreditaufnahmen