Bonität
Die Bonitätsprüfung
Jede Bank geht mit der Vergabe eines Kredites gewisse Risiken ein, da ein
asymmetrisches Chancen/Risiken-Profil zwischen Fremdkapitalnehmer und –geber
besteht. Die Chancen des Gläubigers sind auf die Höhe des Zinssatzes beschränkt,
das Verlustpotenzial hingegen ist nach unten offen. Gemäss Volkart1 enthalten
Fremdkapitalkontrakte daher stets ein Optionselement. Die Bank als Gläubiger ist in
der Short-Position, der Schuldner in der Long-Position. Der FK-Nehmer hat die
Option, die Zinsen und den Kredit zu bezahlen resp. zu tilgen oder eben nicht. Aus
diesem Grund verlangen die Banken nebst des üblichen Zinssatzes noch ein
Risikoentgelt, das sich als Optionsprämie interpretieren lässt. Die Bonitätsprüfung hat
zum Ziel, solche Kreditausfälle aufgrund genauer Untersuchungen über den
Schuldner so gering wie möglich zu halten. Dabei fallen immer wieder die drei
Begriffe wie Kreditwürdigkeit, Kreditfähigkeit und Kreditsicherheiten an.
Das Vorgehen einer Bonitätsprüfung in der Praxis kann sehr unterschiedlich
ausfallen. Dennoch gibt es ein System, das meist in irgendeiner Form enthalten ist:
die "5 C's". Daneben gibt es in der neueren Schweizer Praxis eine Methode, die auf
die Schwerpunkte Management, Märkte und finanzielle Entwicklung fokussiert2.
Character:
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guter Ruf, Reputation, bisherige Kreditgeschichte
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Capacity:
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rechtliche und wirtschaftliche Fähigkeit, Kredit zu nehmen. Statuten,
Unterschriftenregelung. Genügend Cash Flow für Kreditrückzahlung
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Collateral:
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interne und externe Kreditsicherheit; erzeugt der Bank Kosten: Bewertung und
Überwachung der Sicherheiten, Verwahrung, Liquidation
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Capital:
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vorliegende Kapitalstruktur; mehr EK signalisiert Vertrauen in Zukunft der Firma
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Condition:
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Wirtschaftliche Umstände im Hinblick auf die Rückzahlung des Kredits: 1. Cash
Flow, 2. Verkauf von Aktiven, 3. Kapitalerhöhung, 4. andere Kreditaufnahmen
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